Die silbrige Spur – ein Gartenkrimi

Im Frühbeet stehen die neuen Gemüseansaaten für die bereits vorbereiteten Beete. Erfreulich ist, dass Rettich, Kohlrübe und die Bamberger Birnenförmige Zwiebel bereits keimen. Bedauerlicherweise wurden die herausspitzenden Keimblätter bereits wieder abgenagt. Verdächtig sind feine silbrige Spuren, die über die Saatplatten führen. Die Urheber des Schadens sind mit größter Wahrscheinlichkeit kleine Schnecken. Sie haben das Frühbeet als Winterquartier genutzt und stürzen sich nun hungrig auf das zarte Grün.

Gehäuseschnecken
Gehäuseschnecken
Nacktschnecken
Nacktschnecken
Schnegel
Tigerschnegel

Die Tatverdächtigen
Unter den Schnecken gibt es schädliche und nützliche Artgenossen im Garten. Nacktschnecken fressen bevorzugt junge Blätter und Triebe, verputzen Salate und knabbern am Gemüse. Gehäuseschnecken wiederum ernähren sich von abgestorbenen oder welken Pflanzenteilen. Sie zerkleinern und verwerten optimal organische Substanz. Der Schnegel, wie der Tigerschnegel, erbeuten andere Nacktschnecken und deren Ei-Gelege. Damit schränkt sich die Reihe der Tatverdächtigen enorm ein.

Wildkräuter bleiben meist verschont. Warum eigentlich?

Dennoch stellen sich einige Fragen zu den Möglichkeiten und dem Motiv: Wie finden die Schnecken zu den Pflanzen, die Ihnen besser schmecken? Warum bevorzugen Nacktschnecken die spärlichen und aufwendig zu erreichenden Pflänzchen, wenn üppige Wildkräuter daneben stehen?

Die Möglichkeit
Die einfachen Linsenaugen einer Schnecke nehmen hauptsächlich Hell- und Dunkelkontraste wahr. Der Sehsinn dient vor allem dazu Hindernissen auszuweichen und in Richtung Schatten zu kriechen. Der Geruchs- und Geschmackssinn ist da schon etwas ausgeprägter. Beliebte Futterpflanzen sollen sie damit in ca. 50cm Reichweite finden. Die Sinneszellen für den Geruchs- und Geschmacksinn befinden sich am ganzen Körper der Schnecke und sind konzentriert am Kopf und den Fühlern ansässig. Sie können damit süß, bitter und salzig unterscheiden.

Salate sind zart und haben weniger Bitterstoffe.

Das Motiv
Wir Menschen wie auch die Schnecken meiden Bitterstoffe. Diese wurden größtenteils bei der Kultivierung unserer Nutzpflanzen herausgezüchtet. Sie schmecken milder und gefälliger, als ihre Urformen. Das gefällt auch den Schnecken. Ätherische Öle, Bitterstoffe und Gifte sind natürliche Abwehrstoffe mit denen sich Pflanzen vor Schädlingen schützen. Auch Stacheln und Härchen an Stiel und Blättern sowie dicke ledrige Blätter dienen dem Schutz vor Fressfeinden. Wildkräuter sind folglich weniger fraß anfällig, da ihr Abwehrsystem im Gegensatz zu vielen Kulturformen besser funktioniert.

Zuletzt die Frage für alle Gartenfreunde, die ebenfalls kein Schneckenkorn einsetzen möchten: Wie weit muss ich die eingesammelten Schnecken vom eigenen Garten entfernt aussetzen, damit sie nicht wieder an den Tatort zurückfinden?

Wie weit zeigt eine kleine Studie aus Großbritannien. Man fand heraus, dass Schnecken einen Heimkehrinstinkt haben und sich zu ihrem Ursprungsgarten zurück orientieren können. Schnecken wurden markiert und über mehrere Monate hinweg in unterschiedlichen Entfernungen ausgesetzt. Bis zu einer Reichweite von 20 Metern konnten die Schnecken ihrem Instinkt folgen und haben wieder in den Heimgarten zurückgefunden. Es empfiehlt sich demnach Schnecken mehr als 20 Meter entfernt und möglichst nicht in den Nachbargarten auszusetzen.1

Zu Präventiv- und Abwehrmaßnahmen wird es sehr wahrscheinlich auch noch einen weiteren Beitrag geben.

  1. Quelle: [https://www.wissenschaft.de/erde-umwelt/schnecken-muss-man-weit-werfen/] ↩︎

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