Endlich ist es so weit: Die großen grünen Schoten lassen bereits die Anzahl und Form der innen verborgenen Kerne erkennen und fühlen sich fest an. Während die Pflanze oben noch ihre schönen karmesinfarbenen Blüten zeigt, kann weiter unten bereits mit der Ernte begonnen werden. Dies macht allerdings die Dicken Bohnen für den gewerblichen Anbau so unattraktiv, denn man muss mehrmals die reifen Schoten abernten. Es sei denn, man will die Kerne ausreifen und trocknen lassen, wie man dies bei den Feuerbohnen macht, wenn man nicht die grünen Bohnen, sondern die reifen Bohnenkerne (oberfränkisch: „Bonnakern“) mit der schönen Färbung ernten will.
In Italien nennt man die Dicken Bohnen fave und in Rom gibt es die Tradition, am 1. Mai Favabohnen und Pecorino zu essen. Allerdings braucht man für die Zubereitung ein bisschen Zeit: Zuerst müssen die Kerne aus den großen Hülsen genommen werden, wo sie wie in einer gut gepolsterten Verpackung geschützt sind. Dann blanchiert man die Kerne, ritzt mit einem scharfen Messer die dicke ledrige Haut ein und drückt den inneren Kern heraus. Er ist so groß und je nach Sorte auch so grün wie eine Pistazie und schmeckt nussig. Jetzt darf man kulinarisch kreativ werden. Man kann einen Salat bereiten mit Kräutern, Käse und vielleicht Tomaten oder dünstet die kleinen Kerne mit Zwiebeln, Knoblauch, nach Belieben auch Räucherspeck und Tomaten in Olivenöl an, gibt dann reichlich frisches Basilikum hinzu und hat eine hervorragende Pastasoße.
Übrigens stammen die Dicken Bohnen nicht aus der Familie der Busch-, Stangen- und Feuerbohnen, sondern aus der Familie der Wicken und zählen zu den ältesten und bedeutendsten Kulturpflanzen.