Kraut- und Braunfäule bei Tomaten und Kartoffeln

Der viele Regen war dringend notwendig für die Natur. Wiesen und Wälder profitierten ungemein und zeigen sich noch im August in sattem und saftigen Grün. Der Grundwasserspiegel hat sich wieder etwas erholt. Alles, was in diesem Jahr gesät und gepflanzt wurde, konnte ohne großen Gießaufwand wachsen.

Für einige Gartenkulturen wirkt sich der regenreiche Sommer allerdings fatal aus. Die Kraut- und Braunfäule breitet sich bei permanenter Feuchtigkeit und warmen Temperaturen rasend schnell aus.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts führte die Krautfäule zur schlimmsten Hungersnot in Irland. Nachdem mehrere Jahre hindurch das damalige Hauptnahrungsmittel der Iren, die Kartoffel, durch die Pilzkrankheit verdarb, war ein großer Teil der Bevölkerung gezwungen, nach Nordamerika auszuwandern.

Bei ungünstigen Bedingungen wie in diesem Sommer hängt das Kraut der Kartoffeln bereits nach einer Woche braun und welk an den Stängeln. Bei Tomaten beginnt es mit bräunlichen Verfärbungen an Blättern und Stängeln. Die Früchte bekommen dunkelbraune Flecken und werden damit ungenießbar.

Bei resistenten Tomatensorten stellte die Kraut- und Braunfäule, verursacht durch Phytophthora infestans, lange Zeit kein Problem mehr da. Leider mussten wir in diesem Jahr erleben, dass der Befallsdruck sogar für diese Sorten im Freiland zu hoch war.

Bei den Kartoffeln stellt sich nun die Frage: sofort ernten oder den riskanten Versuch zu wagen, die Knollen noch ausreifen zu lassen.

Früh geerntete Kartoffeln können bis in den Herbst verzehrt werden. Die Schale ist jedoch noch nicht ausreichend ausgebildet, um die Wintermonate zu überstehen. Zudem besteht die Gefahr, dass der Pilz auch gesunde Knollen befällt.

Aus dem letzten Jahr hat das Bauernmuseum von mehreren historischen Sorten Saatkartoffeln aufbewahrt. Sie wurden im Frühjahr im Garten ausgebracht. Nach dem nun geschehenen Braunfäule-Befall können sie eine Lagerung im Kartoffelkeller bis zum nächsten Jahr wahrscheinlich nicht überstehen. Blieben sie jetzt im Boden, so würden sie wieder neues Laub bilden und gelangen nicht mehr zur Erntereife. Zudem können auch die Knollen von dem Pilz befallen werden und dann tritt die Krankheit auch im Folgejahr auf.

Auch wenn viele Pflanzen nicht zu retten sind, kann man bei einem geringen Befall an Tomaten noch etwas tun oder zumindest für die nächste Saison lernen. Sehr wichtig ist, dass die Pflanzen gut durchlüftet werden und nach Regen schnell abtrocknen können. Die Jungpflanzen sollten im Abstand von 60 cm gesetzt und bodennah gegossen werden. Konsequentes Ausgeizen und das Entfernen von Unkraut und welken Blättern am Pflanzengrund fördert die Durchlüftung. Befallene Blätter sollten sofort großzügig entfernt werden und nicht auf dem Beet oder Kompost, sondern im Biomüll entsorgt werden. Wenn wir Glück haben, reifen dann noch manche Früchte aus.
Im kommenden Jahr müssen Kartoffeln und Tomaten an anderer Stelle im Garten gesetzt werden. Eine Überdachung der Tomaten minimiert den Pilzbefall, sollte aber ebenfalls gut durchlüftet sein. Entscheidend für ein Gelingen wird allerdings vor allem die Wetterlage im nächsten Jahr sein.

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